TEXTE & ZITATE | ||||
Von Berg zu Wasser |
Bei uns oben in den Bergen entspringen sie, die unzähligen sanften und kräftigen Quellen. Von gewaltigen Gletschermassen gespiesen und häufiger noch, wie aus purem Zufall, aus Fels und Berghalde hervordrängend, nehmen die jungen Gewässer ihren langen Weg auf sich. Um sich zu mehren, sich zu treffen, sich zu vereinigen: zu rauschenden Wildbächen und Flüssen. Scheinbar gefällt es ihnen, uns Menschen zu beeindrucken, und sei es nur, um uns für kurze Zeit in einen Zustand der Besinnung zu versetzen. Das reine Wasser vermengt sich mit roher Erde, mit Holz aller Art und losem Gestein. Unaufhaltsam und wie aus angeborener Beharrlichkeit folgt es seinem vorbestimmten Ziel in weiter Ferne. Hinunter zu den weiten Flüssen, zu den riesigen Wasseransammlungen, die sich gegenseitig bestärken und Mut zusprechen, um mit gemeinsamer Kraft die Talgründe zu erforschen und den Geist der von ihnen durchflossenen Landschaften in sich aufzunehmen. Bis sie dann allesamt ankommen in ruhenden Gewässern und Seen – schweigsam staunend – mit Ehrfurcht vor so viel Unbekanntem, weltlichem Leben und – vor dem Neuen. Gioni Defuns, Februar 2012 |
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Die eine Zeit |
Zweifelsohne! Je länger desto mehr werden wir in strikte Zeitraster eingebunden. Die Arbeitszeit richtet sich nach festen Fixpunkten, die Freizeit ist verplant. Die Essenszeiten werden kürzer, die Schlafenszeiten haben sich dem Ganzen zu fügen. Die Liebsten schliesslich brauchen auch ihre Zeit, wenn dann für sie noch etwas übrig ist. Und dabei hat der Mensch ja nur das eine Leben, ein Weilchen nur währt diese Zeit, gemessen an der Ewigkeit! Ich wünsche uns allen mehr «Sinn»-volle, besinnliche und sinnliche Zeiten. Tage der Freiheit, Stunden der Muse, Momente der Innigkeit und Augenblicke der Erkenntnis. Gioni Defuns, Januar 2012 |
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Ausschnitt aus dem Interview mit Liliana Portmann, Bündnerwoche, Februar 2012 |
Gioni Defuns: ein analysierender Geschichtenerzähler? Stimmt das?
... Oftmals werde ich nach meiner „Message" hinter meiner Kunst gefragt. Die Leute meinen immer, ein Künstler müsse eine grosse Botschaft überbringen....lacht. Ich habe aber doch eine. Auch, wenn diese beim ersten Hinsehen vielleicht nicht so plakativ erscheinen mag. Auch das ist so gewollt. Ich mag das Hintergründige und Mystische. Ich mag das Schöne im Leben, die Aesthetik, den Genuss, die Gesellschaft herzenslieber und toleranter Menschen, egal ob hochgebildet oder nicht! Ich mag die „alte" Welt mit ihren urkräftigen Geschichten und Mythen, eine dicke Portion Jagdlatein, archaisch sich einprägende Bilder und Begriffe, treffend formulierte Redewendungen und ich schätze vor allem unsere Vorfahren, die oftmals gegen harten Lebensbedingungen anzukämpfen hatten und trotzdem einen humanen Weg suchten und ihr überliefertes Wissen über das Leben und die Natur schlechthin und ihr handwerkliches Geschick, das sie an den Tag brachten. So verbinde ich beispielsweise diese beiden Welten mit meinen „Stallskulpturen". Ich baue zerfallende Ställe ab, hole ihr Innenleben und den „Geist" hervor, putze und säubere die Wände vom Staub und vom Dreck,nehme die Eindrücke in mir auf, betrachte die tolle Handarbeit der allgemeinen und nach unserer Auffassung „ungebildeten" Alten, werke am Holz herum, meine Söhne helfen mir, male mit Acryl an manchen Stellen was drauf, vergolde Details mit Blattgold. Ich rieche Kuh-, Schaf- und Ziegenleben, streichle über das „mit Tierzungen traktierte", uralte und wohlriechende Holz und achte so auf meine Weise unsere Alten – unsere Wurzeln, ohne die wir niemals Flügel haben werden! ..... In den Bildern passiert Aehnliches: ich verbinde Urtümliches, von vorangegangenen Generationen Ueberliefertes, allgemeinmenschlich Erlebtes und Gefühltes, Archetypisches, meine eigenen Geschichten und kleineren Lebensstories mit meinem innigen Wunsch nach sinnvollem und gesundem Fortschritt, welcher der Natur und uns Menschen nicht schaden soll. |
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Was bedeutet für Sie Kunst und Malen?
Oh. Fragen Sie mich bitte etwas Einfacheres. So viel: ich bin mit Herz und Seele dabei! ... Ich kann viel Zeit mit meinen Liebsten teilen. Und wichtig: ich darf mein Maul aufreissen und mich empören, wo und worüber ich will. Und das tut Not! Immer und überall auf dieser Welt. Glauben Sie es mir. Und dankerfüllt, privilegiert und frei vergegenwärtige ich mir immer wieder das „Memento mori". „Bedenke Mensch, dass du sterben wirst!".
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